Körperliche Selbstbestimmung durch die Politik verhindert | Mit Alicia Baier
5 Minus - En podcast af Dr. Laura Dalhaus - Onsdage

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Warum erleben wir in unserer Gesellschaft gerade so eine große Spaltung, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht? Wieso sind wir in unseren Regelungen soweit zurück, vor allem im internationalen Vergleich?Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Dr. Alicia Baier.Diese ist Ärztin in Weiterbildung in der Gynäkologie, schreibt zurzeit ein Buch und ist verantwortlich für den großartigen Verein „Doctors for Choice Germany“.Die Idee dazu kam ihr schon im Studium, als sie die Gruppe „Medical Students for Choice“ gegründet hat, doch ihr fehlte die deutschlandweite Vernetzung.Jetzt kümmert sie sich vor allem um Themen wie Aus- und Weiterbildung und bietet dabei die sogenannten Papaya-Workshops an, diskutiert die Versorgung und will eine evidenz-basierte und feministische Stimme im oft moralisierenden und ideologischen Diskurs darstellen.Laura sieht sich in dieser Diskussion als Christin pro Choice. Ihr fehlt in dem Diskurs oft die Perspektive der Frau und des Kindes, das vielleicht so gar nicht gewollt ist. Denn Kinder haben keine Lobby bei uns.Auch oft diskutiert wird die Frage, wann das Leben anfängt, schließlich sprechen wir am Anfang der Schwangerschaft über einen Zellhaufen.Für Alicia ist das kein Problem, jeder kann das so sehen, wie er möchte, doch der Staat darf das nicht vorgeben. Dabei ist die Rechtsordnung doch so streng damit, wenn es um die körperliche Unversehrtheit geht.Man kann nicht dazu gezwungen werden, eine Blutspende zu machen, aber den eigenen Körper 9 Monate einem Embryo zur Verfügung zu stellen, dafür schon.Die Diskussion rund um Schwangerschaftsabbrüche ist schon sehr alt, das erste Gesetz aus 1975, in der Überarbeitung in 1993 wurde viel davon übernommen. Schon damals gab es viele unsichere Abbrüche, doch obwohl ein demokratischer Kompromiss gefunden wurde, wurde dieser durch die CDU gekippt.Darüber steht ein patriarchales Gedankengut, Frauen und Fortpflanzung zu kontrollieren und auch Bevölkerungspolitik zu betreiben.Dabei werden weder Familienfreundlichkeit noch die Menge der Abbrüche durch so eine Regelung mehr oder weniger.Die Diskussion erreicht gerade einen neuen Höhepunkt, das nimmt Alicia auch aus der jüngeren Generation wahr. Die Awareness dafür, dass auch Ärzt:innen kriminalisiert werden, wenn sie die Abbrüche durchführen, steigt.Auch zwischen den Fachbereichen gibt es Unterschiede. Während beim deutschen Hausärztetag viele dafür sind, den §218 zu kippen und Laura dafür auch nach vorne geschickt wird, scheint die Gynäkologie noch sehr traditionell zu sein.Alicia findet es komisch, dass gerade der Fachbereich, der so nah an den Frauen ist, gleichzeitig so frauenfeindlich ist.Auch diese Gedanken kommen aus dem 19. Jahrhundert und sind historisch gewachsen, statt aufgehoben zu werden.Gleichzeitig gibt es gerade einen antihumanistischen Ruck in unserer Gesellschaft. Sobald Politik rechter wird, werden Schwangerschaftsabbrüche extrem eingeschränkt.Laura betrachtet das mit Sorge.Alicia fasst zum Ende ihre Wünsche nochmal zusammen:Wir haben gelernt, evidenzbasiert zu argumentieren, in dieser Diskussion wird dann aber plötzlich über persönliche Befindlichkeiten gesprochen. Die bestehenden Hürden führen nicht dazu, dass wir weniger Abbrüche haben, aber dass die bestehenden kriminalisiert werden und die Versorgung schlechter. Diese Diskussion müssen wir sachlich führen.Zu Alicia auf Instagram: https://www.instagram.com/baieralicia/Zur Seite von Doctors for Choice Germany: https://doctorsforchoice.de/Folg Laura auch...