Urban Farming: Kommt das Gemüse bald aus der Stadt?

Edition Zukunft - En podcast af DER STANDARD - Fredage

Man sieht sie in Wien, Graz, Salzburg und und vielen anderen Städten auf der ganzen Welt immer öfter: Gemüsebeete mitten in der Stadt. Urban Farming nennt man es, wenn Kräuter, Obst und Gemüse zwischen Wohnblocks, in Parks oder am Straßenrand wachsen. Seit Jahren ist der Trend zum Stadtbeet ungebrochen. Der Bewegung geht es nicht nur ums Essen. Doch woher kommt die Faszination für das Garteln in der Stadt? Cordula Fötsch vom Wiener Verein Gartenpolylog sieht viele Motive für das Stadtgärtnern. "Viele Menschen wollen wissen, wo ihr Gemüse herkommt", sagt sie im Podcast. "Und das auch ihren Kindern beibringen." Landwirtschaft in der Stadt sei an sich nichts Neues und wurde schon im Mittelalter praktiziert. Erst seit den 1970er-Jahren aber will die Urban-Farming-Community auch als politische Bewegung verstanden werden. Damals eigneten sich Aktivisten in New York verwahrlosten Raum in der Stadt an. Kunstinstallationen und kleine Gärten sollten vor allem die Nachbarschaft zusammenbringen. Der Community-Aspekt ist der Bewegung bis heute erhalten geblieben. Oft bekomme Fötsch aus den Gärten die Rückmeldung, dass aus einer anonymen Nachbarschaft eine richtige Gemeinschaft wird. "Leute erzählen, dass sie zwischen Wohnung und Geschäft plötzlich fünfmal gegrüßt werden", sagt Fötsch. Trotzdem klebt an den Gemeinschaftsgärten oft ein elitäres Image: Warum zäunt man den ohnehin knappen öffentlichen Raum ein, nur damit ein kleiner Kreis seinem Hobby nachgehen kann? "Jeder der ein Auto parkt, eignet sich auch öffentlichen Raum an – und darüber wird viel weniger diskutiert", kontert Fötsch. Dem Bobo-Image arbeite Gartenpolylog entgegen: Der Verein wolle auch sozial und ökonomisch benachteiligte Menschen das Garteln im Grätzel ermöglichen. Schließlich sei es eine Tätigkeit, die sich durch alle sozialen Schichten und Kulturen zieht. Im Podcast spricht Fötsch außerdem darüber, wie man auch ohne grünen Daumen einen Garten starten, wie es mit Tieren in der Stadt aussieht und warum auch Nicht-Gärtner von den Cityfarmen profitieren. Von der Politik fordert sie, die Stadtgärten stärker zu fördern – obwohl Ackerbau am Land wohl immer effizienter sein wird als in der Stadt.

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