Wie werden wir die Korruption los?
Edition Zukunft - En podcast af DER STANDARD - Fredage
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Österreich wird derzeit von einer Korruptionsaffäre erschüttert – schon wieder. "So sind wir nicht", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen, nachdem das Ibiza-Video 2019 ans Tageslicht gekommen war. Aber sind wir wirklich nicht so? Und was könnten wir unternehmen, um Korruption – in Österreich und weltweit – einzudämmen? Dazu ist der Korruptionsexperte Martin Kreutner zu Gast im Podcast Edition Zukunft. Er war Generalsekretär der Internationalen Antikorruptionsakademie in Wien, leitet das Bundesamt für Interne Angelegenheiten und ist Mitinitiator des Antikorruptions-Volksbegehrens. "Korruption steht sicher nicht in der DNA der Österreicherinnen und Österreicher", gibt Kreutner Van der Bellen recht. Was die Kleinkorruption angeht, habe sich hierzulande in den letzten Jahrzehnten sehr viel zum Positiven verändert. Früher sei es durchaus üblich gewesen, bei der Beantragung eines Reisepasses oder einer Gewerbeberechtigung eine Schillingnote dazuzulegen. Auf diese Idee würde heute niemand mehr kommen – und das sei auch gut so, sagt Kreutner. Schließlich freut sich jeder über faire Behandlung. Nur wo maßgebliche Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Medien zusammenkommen und sich Dinge "in fast schon kuscheliger Klüngelei ausschnapsen", scheint Österreich noch ein Problem zu haben, sagt Kreutner. Die Ibiza-Affäre habe das aufgezeigt, die öffentliche Wahrnehmung sich aber vor allem auf zwei Politiker beschränkt. Dabei habe sich nun herausgestellt, "dass die beiden Herren dort offenbar von Dingen gesprochen haben, die sie von anderen aus dem politischen Alltag kennen", sagt der Korruptionsexperte. Was also tun, um Korruption einzudämmen? Die Forschung ist sich einig, dass die Bekämpfung auf vier Säulen fußt: Prävention, Bildung, Sanktionen und internationale Kooperation. Aus anderen Staaten könne man sich durchaus einiges abschauen, "das eine Land, das man als Blaupause nehmen kann", gibt es laut Kreutner allerdings nicht. Die nordischen Länder, Singapur oder Neuseeland stünden aber sehr gut da. "Dort werden Sie es sehr schwer haben, jemanden zur Korruption zu bewegen", sagt Kreutner. Die perfekte Welt werde es zwar nie geben. Die Akzeptanz für Korruption sinkt jedoch. Ge¬rade jetzt öffne sich deshalb ein "Window of Opportunity", im Rahmen dessen man mit einigen wenigen Veränderungen viel erreichen könne.