Christian Berner – Führung ist „dort hinzugehen, wo keiner hin geht“

28 Jahre. So alt war Christian Berner, als er 2012 die Führung des Unternehmens übernahm, das sein Vater Albert 1957 gegründet hatte. Und er stellte die Berner Group in den folgenden Jahren einmal komplett auf den Kopf: vom Definieren von Unternehmenswerten, dem Mammutprojekt der Einführung von SAP, welches er als „Darmspiegelung mit Sprudelwasser“ bezeichnet, dem Neuaufsetzen des Warenwirtschaftssystems und der Standardisierung von Prozessen. Das hat sich bewährt und für Krisen wie Corona gestärkt. „Corona war für Berner der härteste Proof of Concepts“, so Berner. Die Unternehmensgruppe, die im Direktvertrieb mit Verbrauchsmaterialien, Werkzeugen und Werkstattausstattung handelt, hatte vieles richtig gemacht, konnte so die Kurzarbeit frühzeitig beenden und ist nun das zweitschnellst wachsende Unternehmen der Branche. „Corona hätte uns umbringen können, hat uns aber härter gemacht. Auch persönlich.“ Im Podcast mit Fabian Kienbaum spricht er über die Wichtigkeit von einer starken Unternehmenskultur, der Digitalisierung des eigenen Unternehmens, der dreischichtigen Entscheidungsmatrix der Unternehmensgruppe und warum der neue Standort Köln für das Unternehmen so wichtig war. Außerdem findet er klare Worte für die deutsche Politik und mögliche Folgen einer Deindustrialisierung des Landes. Das Ziel bei Christian Berners Einstieg ins Unternehmen: „Jeder Prozess muss digitalisiert werden“. So startete er mit einem ehrgeizigen Team die Digitalisierung der Gruppe. Keine leichte Aufgabe bei der heterogenen Welt mit 25 Ländern und 25 Systemen. Sein Fazit: Das war „ein mehrfaches Lernen“. Aber es machte das Familienunternehmen performant. Für Berner ist das Familienunternehmen ein Organisationsmodell, das für die deutsche Wirtschaft extrem wichtig ist. „Es ist das Beste, was wir haben. Wenn du kompetente Leute darin hast, dann funktioniert es“, so der CEO. „Die Menschen sind das, was das Unternehmen antreibt.“ Dabei sei der Leadership-Anteil eines Familienunternehmers immer sehr hoch, „Dort hingehen, wo keiner hingeht.“ Das bedeutet bei Berner vor allem das Vorleben von Unternehmenswerten, die heute immer wichtiger werden. Als Zwischenfazit sagt er: „Wenn ich morgen umkippe und nicht mehr da bin, hast du noch diesen Teamgeist. Unsere Werte „be hungry“ und „be brave“ werden von allen gelebt. Dass eine Organisation das lebt, was du anvisierst und was du denkst, das notwendig sei, das ist das Geilste überhaupt.“ Er bezieht aber auch klare Stellung zu den politischen Rahmenbedingungen: Die Politik treibe die Deindustrialisierung Deutschlands voran. Er bedauere vor allem den fehlenden Dialog über Handlungsmöglichkeiten in der Klimakrise wie beispielsweise die weitere Ausarbeitung von Wasserstoff als Treibstoff oder Energieträger als Alternative zu fossilen Energien und die fehlende Innovationsförderung. Dies führe vor allem zum Exodus von immer mehr Familienunternehmen und sei kritisch für den deutschen Mittelstand. Zur Person: Christian Berner studierte BWL in Würzburg, bekam ein Jobangebot aus Asien und arbeitete an seiner Promotion. Diese brach er ab, um 2012 nach dem Rückzug seines Vaters als einer der jüngsten CEOs die Geschäftsführung der gleichnamigen Familienunternehmensgruppe in Künzelsau zu übernehmen. Nach der Umstrukturierung des Unternehmens verlegte er den neuen Unternehmenssitz nach Köln. Christian versteht seine Position als Manager als die eines Umsetzers.

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Deutschlands Familienunternehmen: Sie sind unser Mittelstand. Erfahre, was die neue Generation an der Spitze von Familienunternehmen antreibt. Ist ihr Erbe mehr Last oder eher Chance? Wie erleben sie Disruption und Wandel? Was ist ihr Verständnis von Führung und ihre Vorstellung von gesellschaftlicher Verantwortung? In diesem Podcast entdeckst und erlebst du gemeinsam mit Fabian Kienbaum Deutschlands Familienunternehmen.