weiter lesen mit Katerina Poladjan und "Zukunftsmusik"
"Zukunftsmusik" erklingt in Katerina Poladjans Roman zuerst als Trauermarsch. Chopin schallt aus den Küchenradios "Tausende Werst oder Meilen oder Kilometer" östlich von Moskau und kündigt den Tod des wichtigsten Mannes der Sowjetunion an: des Generalsekretärs des Zentralkomittees der KPdSU, Tschernenko. Auf ihn folgt Michail Gorbatschow, folgen Perestroika und der Fall des Eisernen Vorhangs. Aber das wissen die Menschen in Katerina Poladjans Roman alles noch nicht. Für sie gilt es, ihren Alltag zu meistern in der Kommunalka irgendwo im fernen Sibirien. Der Roman spielt an einem einzigen Tag, dem 11. März 1985. Drei Frauen und ein Mädchen aus vier Generationen stehen im Mittelpunkt. Sie komponieren ihre eigene Zukunftsmusik und suchen ihr Glück zwischen Liebe, Improvisation, Stillstand und Hoffnung, zwischen Gemeinschaftsbad und Küchenkonzert in der Kommunalka. Die Ahnung von Umbruch durchweht dieses Buch mit einer bestechenden Leichtigkeit. Zugleich scheint "Zukunftsmusik" plötzlich das Buch der Stunde zu sein. Die Epoche, die mit dem Zerfall der Sowjetunion einsetzte, scheint nun mit dem Angriff Russlands auf dei Ukraine endgültig vorbei. Wie schwierig es gerade ist als in Russland geborene Autorin immerzu auf seine Herkunft angesprochen zu werden und wie sehr die eigenen Gedanken immerzu beim Krieg und den Menschen in Russland und der Ukraine sind, darüber spricht Katerina Poladjan mit Nadine Kreuzahler und Thomas Geiger. "Zukunftsmusik" war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Katerina Poladjan liest auch aus ihrem Roman.