Ein linker Wagnerianer? Abbado als Wagner-Dirigent

Geht denn das? Ein gesellschaftskritischer Dirigent, der Wagner liebt?! Ausgerechnet "Lohengrin" widmete Claudio Abbado seine einzige Wagner-Gesamtaufnahme, um in Berlin und Salzburg noch "Tristan", "Parsifal" und Konzert-Piècen folgen zu lassen. Der Muff des 19. Jahrhunderts war dahin. Was trat an dessen Stelle?

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Claudio Abbado war der erste Lässige in einer aufgesteiften Klassik-Welt und machte sie sinnlicher. Er stammte aus Mailand, kam über Wien und London nach Berlin. Hier begründete seine 12-jährige Ära bei den Berliner Philharmonikern ein neues Bild des Dirigenten. Er verjüngte das Orchester wie kein anderer. Abbado sprach wenig, teilte den Ruhm dafür gern mit befreundeten Solisten wie Maurizio Pollini oder Martha Argerich. Im Konzert konnte er ein Orchester ungeahnt "abheben" lassen. Exzeptionelle Aufnahmen gelangen ihm bei Mahler, Beethoven, Haydn, Rossini und einigen Verdi-Opern.